Geschichte einer anderen Generation

DDR- Zeitzeuge besucht Schüler am Gymnasium Adolfinum 

In der 9. Klasse sind der Nationalsozialismus und die DDR Geschichte die beiden Hauptthemen im Geschichtsunterricht am Gymnasium. Mein Name ist Cedric Schröder (15) und ich besuche die 9. Klasse am Gymnasium Adolfinum.

Unsere Geschichtslehrerin Frau Achtermeier bemühte sich einen Zeitzeugen der DDR ausfindig zu machen, der bereit ist, uns etwas aus seiner DDR Zeit zu erzählen. Es sollte der krönende Abschluss des Geschichtsunterrichts in diesem Jahr werden.

Tatsächlich gelang es Frau Achtermeier einen Zeitzeugen zu finden. Er kam von der Ruhr-Universität Bochum, die Projekte dieser Art in Nordrhein-Westfahlen fördern.

Am vergangenen Mittwoch, dem 13.06.2012 kamen zwei Männer, vollgepackt mit Bildern, Artikeln und einer Fahne der Jungen Pioniere und einem blauen Hemd der FDJ in unseren Unterricht.

Einer der beiden Männer fing an und erzählte uns erst einmal etwas Allgemeines über die DDR Geschichte. Nach ihm war der Zeitzeuge an der Reihe. Sein Name ist Dietrich Garstka und er ist 73 Jahre alt. Er wuchs in Storkow auf und erzählte uns aus seinem Leben.

In der seiner Geschichte ging es um ihn und seine Klasse. Sie besuchten damals, im Jahr 1956, die 12. Klasse einer Oberschule in der DDR. Der Unterschied zwischen seiner Klasse und vielen anderen Bürgern der DDR bestand darin, dass sie sich nicht von der DDR unterdrücken ließen und alles taten, was ihnen gesagt wurde. Nein, sie waren „Rebellen“, wie es Herr Garstka so schön nannte. Sie waren Rebellen, die bereit waren, ihre eigene Meinung zu sagen und sie zu vertreten. Sie ließen sich nicht unterkriegen, auch nicht vom Schulminister, der ihnen drohte, dass sie niemals Abitur machen dürften.

Sie bewiesen Mut und Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft und im Jahr 1956 ist der größte Teil der Klasse aus der DDR geflohen. Sie waren der „Presseknaller“ der ganzen BRD, denn noch nie war eine ganze Klasse aus der DDR geflohen. Dietrich Garstka war einer von ihnen. Er war der, der verdächtigt wurde, die anderen zu dem rebellischen Verhalten angestachelt zu haben.

Während des Vortrages konnte man richtig merken, wie er jeden Schüler in seinen Bann gezogen hat. Man sah ihm aber auch den Spaß an, den er beim Erzählen hatte.

Das Projekt war ein voller Erfolg und mit Sicherheit der krönende Abschluss des Geschichtsunterrichts in diesem Jahr. Noch einmal ein großes Dankeschön an unsere Geschichtslehrerin Frau Achtermeier, die Ruhr-Universität Bochum und natürlich an Herrn Garstka, dessen Besuch nur jedem zu empfehlen ist.

Er hat seine Geschichte auch in einem Buch aufgeschrieben.

2 Gedanken zu “Geschichte einer anderen Generation

  1. Dann kam Herr Garstka ja wenige Tage vor dem 17. Juni zu Euch! – Am 17.06.1953 kam es in der noch jungen DDR zu einem Arbeiteraufstand, der von sowjetischen Panzern blutig niedergeschlagen wurde und den „Rädelsführern“ in Schauprozessen viele Jahre Zuchthaus in Bautzen („Gelbes Elend“) oder Hohenschönhausen einbrachte. Im Gedenken daran wurde danach in der Bundesrepublik DE alljährlich der „Tag der deutschen Einheit“ (Kleinschreibung!) begangen. In den 1980er Jahren glaubte in West und Ost kaum noch jemand an eine solche Einheit. Das alljährliche westliche Ritual (Reden und Kranzniederlegungen in verschiedenen Städten) wurde auch noch 1989 zelebriert als die DDR ihr 40-jähriges Staatsjubiläum im Sommer pompös feierte. Danach gab es, ausgehend von mutigen Christen und ihren Sympathisanten in der Nikolaikirche in Leipzig, die Montagsdemonstrationen, die schließlich am 9. November 1989 zum Fall der Berliner Mauer und des Stacheldrahts entlang der deutsch-deutschen Grenze führten. Als am 3. Oktober 1990 – nach der Zustimmung der Siegermächte SU, USA, GB und FR – der Einigungsvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten unterzeichnet wurde und die DDR damit dem Bundesgebiet beitrat, sollte dieser feierliche Tag fortan der neue „Tag der Deutschen Einheit“ (Großschreibung!) sein. Der historische Hintergrund des 17. Juni geriet bei vielen Deutschen leider wieder in Vergessenheit.
    NB1: Als die im Artikel beschriebene Klasse 1956 floh, kam es in Ungarn auch zu einem Aufstand gegen die kommunistische Partei und die sowjetische Besatzungsmacht. Dieser Freiheitskampf wurde gleichfalls unter Panzerketten der Warschauer Pakt Staaten – den Oberbefehl hatte die SU – blutig zermalmt. Seit 1989 wird jener 23. Oktober als Nationalfeiertag der Republik Ungarn gefeiert.
    NB2: In meinem Besitz befindet sich eine Original Wintermütze (mit Ohrenwärmern) der DDR-Grenztruppen, die mir ein lieber ehemaliger Adolfiner geschenkt hat und die mich stets an die Toten und Schwerverletzten („Republikflüchtlinge“) an der deutsch-deutschen Grenze und an den Wert von Freiheit und Demokratie erinnert.

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