Moers Angst. Das hatten die Schulhelfer nach der Insolvenz von ProArbeit Niederrhein. Zwei Monate keinen Lohn. Die Firma war pleitegegangen, die Stadt hatte ihre Zuschüsse gestrichen.
Derzeit haben die Schulhelfer wieder einen Arbeitgeber, DUBAS, ein Duisburger Verein, der die Nachmittagsbetreuung u.a. am Adolfinum organisiert. Er tritt in die Fußstapfen von ProArbeit. Von ehemals drei sind nun nur noch zwei Schulhelfer am Adolfinum, die die Schulbücherei führen, im Selbstlernzentrum Aufsicht führen oder den Kopierer bedienen, der dritte ist, freiwillig, nach Kamp-Lintfort gewechselt.
Schulhelfer, das ist ein Projekt der ProArbeit Niederrhein, eine ehemalige, gemeinnützige GmbH, gebildet von MALZ, dem Moerser Arbeitslosenzentrum, und anderen Gesellschaften. ProArbeit hilft Langzeitarbeitslosen einen neuen Job zu finden. Die jetzigen Schulhelfer sind alles Personen, die mitunter Jahrzehnte arbeitslos waren.
Doch was genau war passiert? Die Bundesagentur für Arbeit bietet Einstellungszuschüsse an. Arbeitslose werden in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen, dafür erhält der Arbeitgeber im speziellen Fall der Schulhelfer 75% des Lohns, muss also nur 25% selber zahlen. Der Zuschuss wird Stück für Stück verringert, so betrug die Förderung zum Zeitpunkt der Insolvenz nur noch 65%, die Stadt als Arbeitgeber zahlte also 35% aus eigener Tasche, die Gelder der Arbeitsagentur flossen über Pro Arbeit als Träger an die Schulhelfer.
Pro Arbeit ist, so sagt es Herr Weinstock, ein Mitarbeiter des Unternehmens, aus „unerklärlichen Gründen“ pleitegegangen, der Träger mit der Förderung der Arbeitsagentur war weg. Die Geldquellen der Stadt sind ebenfalls versiegt, da das Haushaltssicherungskonzept nicht vom Landrat genehmigt wurde, nun sind alle Ausgaben vom Landrat abzusegnen. Davon sind vor allem die freiwilligen Leistungen, also die Gelder, die die Stadt freiwillig zur Verfügung stellt, betroffen, neben dem Schulhelferprojekt unter anderem auch das Jazz-Festival.
Eine für alle Beteiligten schwere Zeit. Eigentlich sollten die Schulhelfer vom Dienst freigestellt werden, auf Initiative des Lehrpersonals konnten sie dann vorerst an der Schule bleiben.
Die Schulhelfer haben sich am Adolfinum eingelebt und sind höchst erfreut über ihren dortigen Job. Angefangen als Ein-Euro Jobber sind sie nun fester Bestandteil der Schule. Herr Harms, eigentlich gelernter Industrie-Kaufmann, hat als EDV-Fachkundiger mitgeholfen, das Selbstlernzentrum einzurichten, ein Ort, wo die Schüler auch während der Unterrichtszeit die Möglichkeit haben, sich durch das Internet oder die zu Verfügung stehenden umfangreichen Nachschlagewerke weiter fortzubilden. Zurzeit findet man ihn hauptsächlich in der Schülerbücherei, die er führt und auch mit einem elektronischen Ausleihsystem ausgestattet hatte. Von den Schülern wird er gemocht, was auch ihn glücklich macht.
Herr Czepluch, ehemaliger Offset-Drucker, hat bereits in viele Berufszweige reingeschnuppert: „Ich habe erst eine Lehre zum Dachdecker gemacht, dann habe ich im Baumarkt gearbeitet, daraufhin habe ich eine zweite Lehre zum Offset-Drucker gestartet, zuletzt hatte ich auch eine kleine Trinkhalle, bevor ich dann fünf Jahre arbeitslos war.“ Zurzeit führt er Aufsicht im Selbstlernzentrum und ist zuständig für den Drucker und Kopierer, ein von den Lehrern hoch geschätzter Service, der nicht an allen Schulen zur Verfügung steht.
In abschließender Betrachtung bleibt zu sagen, dass die Umstände alles andere als rosig sind, und der Bürger sich natürlich fragt, warum gerade in dieser Zeit das Hans-Dieter-Hüsch Bildungszentrum und das neue Rathaus gebaut werden mussten, wobei doch eigentlich das Thema Arbeitslosigkeit viel wichtiger als ein hochmoderner Amtssitz des Bürgermeisters ist.
Alex Bader, Philipp Oberberg, 8b
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