Verloren blickte ich meiner Lehrerin ins Gesicht. Meine Gedanken waren abgeschweift, mal wieder. „Alice, wiederhole bitte den Termin für die nächste Mathearbeit!“, hörte ich Frau Brombergs Stimme. Ein hilfesuchender Blick zu Lea, meiner besten Freundin und gleichzeitig auch Sitznachbarin, genügte und sie schob mir ihr Heft herüber. „ 21. April, glaube ich“, lautete dann meine Antwort.
Zwei Minuten und ich war mit den Gedanken wieder ganz woanders: Bei Luke.
Luke ist ein mittelgroßer, blonder Junge. Er hatte Sommersprossen und war der beliebteste Junge der Schule. Natürlich hatte ich bei ihm keine Chancen, denn so gut wie jedes Mädchen schwärmte für ihn.
Ich fuhr zusammen, als ein kühler Lufthauch ins Klassenzimmer wehte. Plötzlich baute sich etwas vor mir auf. Kein Mensch und nichts Sichtbares. Doch es wirkte trotzdem mächtig. Sofort kam ich mir unbedeutend vor. Außerdem ergriff mich nun Panik, denn niemand bemerkte das Unbekannte. Es bäumte sich vor mir auf. Doch ich reagierte blitzschnell und fragte, ob ich auf die Toilette dürfte. Natürlich durfte ich. Ich sprang sofort auf und stürmte zur Tür.
Als ich die Tür hinter mir gelassen hatte, dachte ich, dass das große Unbekannte nun fort sei, doch es bedrängte mich und wollte meinen Oberkörper fest umschließen. So wand es seine knochigen Arme um mich und hielt mich fest. Jedoch war, als ich an mir herunter blickte, nichts von Armen oder Ähnlichem zu sehen. Nur mein Ringelpulli und die hautenge Jeans. Das beklemmende Gefühl des Mächtigen blieb jedenfalls und von Todesangst getrieben, rannte ich los, geradewegs in jemanden hinein und fiel hin.
Fortsetzung folgt: Jeden Freitag um 14:15 Uhr