Hallo, mein Name ist Zeynep Efe und ich schreibe gerade mein erstes Buch. Hier könnt ihr nun den Prolog lesen. Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen.
Viel Spaß beim Lesen!
Es war Nacht. Man hörte den Wind wehen und die Kälte schien einen mit in den Tod ziehen zu wollen. Es war nicht die Kälte eines zugefrorenen Wintertages in der Stadt, an dem die Lichter des Straßenverkehrs den dunklen Tag erhellten und die leisen Stimmen aus den Wohnungen einen etwas beruhigten. Nein. Es war anders. Denn es gab keine Autos, keinen Straßenverkehr, keine Apartments, keine Häuser, keine leisen Stimmen, nicht einmal Straßenlampen.
Allerdings war das auch nicht sehr verwunderlich in einem verschneiten Schneegebirge. Es war eine düstere, unheimliche Stille und Kälte, die sich in der Dunkelheit breit machte und schien, als würde sie Trauer und Qualen mit sich bringen.
Die Frau setzte einen Fuß vor den anderen. Sie trug dicke Fellstiefel, die ihre Füße vor dem Erfrieren retteten und einen dicken Schneemantel, den man nur für sie angefertigt hatte. Auf ihrem Kopf befand sich ebenfalls eine dicke Fellmütze, die es auch nicht schaffte, die junge Frau vor der eisigen Kälte zu schützen. Hätte man in der nächtlichen Dunkelheit etwas erkennen können, hätte man nur ihre Augen gesehen, der Rest ihres Körpers schien durch alle möglichen Schneeausrüstungen geschützt zu sein. Ihre Augen.
Ihre wunderschönen, grünen Augen, die die Farbe der Bäume im bunten Frühling widerspiegelten und an diesem eisigen Ort völlig verloren schienen.
Man hörte nichts außer ihr Stapfen im Schnee und ihren Atem, der Rauchwolken in der Luft zu bilden schien. Jemand, der sie sehen würde, hätte sich sofort gefragt, was sie denn in der Schneelandschaft zu suchen hätte. Völlig fehl am Platz.
Doch die junge Dame wusste, was sie hier suchte, und wie. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als sie einmal zu finden: die beeindruckenden Wesen der Schneewelt.
Niemand hatte sich je getraut die Tiere in diesem Gebiet zu erkunden, obwohl sie grade hier wunderschöne Exemplare aufweisen sollten. Die Forscherin hatte sie lange genug erforscht und gelesen, jetzt würde sie endlich einmal selbst eines zu Gesicht bekommen.
Alleine lief sie in einem lichten Nadelwald in den Himalaya umher. Eigentlich hätte sie nicht allein sein dürfen, doch der Mut schien ihre tapferen und fleißigen Assistenten verlassen zu haben, als sie von den grausamen Geschichten gehört hatten, die man hier den Kindern erzählte, um sie vor den Gebirgen abzuschrecken.
Für einen kurzen Moment war sie wieder genervt davon, wie ihre Freunde sie kurzerhand im Stich gelassen hatten. Jetzt war sie ganz alleine. Allein im Schnee der Himalaya. Allein mit der schaurigen Finsternis und Stille dieses Waldes.
Doch dann fielen ihr die Geschichten wieder ein. Geschichten von schrecklich entstellten Menschen, nie wieder gefundenen Kindern und, was ihr für einen Moment den Atem raubte, geleerten Köpfen der Opfer. Das heißt: ohne Gehirn.
Der ehrgeizigen Forscherin lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Schnell schob sie den Gedanken beiseite und versuchte, sich auf ihre Expedition zu konzentrieren.
Sie hatte ihre Taschenlampe absichtlich nicht ausgepackt und war in der Nacht aufgebrochen, da sie wusste, dass sie das abschrecken würde. Wenn die Tiere Licht sähen, würden sie sofort an die Menschen und ihre Gefahr denken. Die Menschen waren doch die schrecklichsten Wesen auf dieser Erde, dachte sich die Forscherin, wie konnte man solch wunderschöne Tiere nur zum Aussterben bringen.
Beim Gehen im Schnee erinnerte sich die Frau wieder an ihre Kindheit. Sie hatte sich schon immer für Lebewesen und die Natur eingesetzt. Emily, hatten sie immer gesagt, Menschen gehen vor, sie können denken.
Tiere nicht.
Doch jetzt hatte sie die Möglichkeit, sich ihren Traum zu erfüllen.
Plötzlich wehte ihr eine kalte Böe ins Gesicht, die auch die dicken Mützen nicht abhalten konnte. Emily spürte, wie sie von einer gewaltigen Gänsehaut am ganzen Körper überwältigt wurde. Alle ihre Nackenhaare stellten sich auf. Eine Angst machte sich in ihr breit. Dieser kurze Windhauch… Sie blieb stehen. Langsam, ganz langsam atmete sie ein und…hielt die Luft an.
Nein.
Das konnte nicht sein. Dieser Geruch… Emily wurde schlecht.
Es roch nach frischem Blut.
Wie angewurzelt blieb sie stehen. Sie versuchte sich von dem widerlichen Geruch nicht unterzukriegen und versuchte weiterzugehen. Doch sie konnte nicht. Denn für einen Moment verlies die Forscherin ihr Mut und ihr Herz raste immer schneller. Sie vergaß zu atmen. In diesem Moment schien es ihr zu gefährlich auch nur einen Finger zu krümmen.
Stille.
Man hörte nur das Pochen ihres Herzes.
Und dann…
Ein leises Schnauben unterbrach die unheimliche Stille. Es klang tief, es klang im Wald so laut, obwohl es nur ein leises Schurren gewesen war.
Jetzt wünschte sich Emily doch lieber zu Hause geblieben zu sein, bei ihren Freunden. Doch sie war allein.
Allein.
Dann nahm sie allen Mut zusammen, sie hatte nicht umsonst diese Reise in die weiten Gebirge aufgeschlagen, jetzt konnte sie doch nicht aufgeben.
Die Forscherin sah ihr Ziel klar vor Augen.
Sie würde nicht aufgeben.
Ihr Traum…
Vorsichtig schloss sie ihre Augen, um sich nicht von der schwarzen Dunkelheit zu fürchten. Die Forscherin überlief eine Angst, wie sie es zuvor noch nie erlebt hatte und begann am ganzen Leibe zu zittern. Sie hielt den Atem an. Die Augen geschlossen. Dann spürte sie es…einen Atem in ihrem Nacken.
Und dann war da wieder dieser Geruch nach frischem Blut.
Kalt.
Angst.
Finsternis.
Sie wollte anfangen zu schreien zu weinen, aber es ging nicht, sie konnte nicht, sie war wie angewurzelt.
Mit einem Mal drehte sie sich um…
Und blickte in… Augen, grüne, helle, wache Augen…, die Angst widerspiegelten und…
Mordlust.
Das war das letzte, was Emily sah.
Grüne Augen,
so grün wie ihre eigenen.