In der Kornkammer Europas beginnt in diesen Wochen eigentlich die Saison der Aussaat. Weltweit gehört die Ukraine zu den größten Getreideproduzenten. Der Krieg mit Russland hat die ukrainische Landwirtschaft extrem geschädigt. Mehr als 100 Millionen Tonnen Weizen, Mais und anderer Getreidesorten hat das Land nach Angaben des Ukrainischen Getreideverbands im Jahr 2021 geerntet. Etwa 70 Millionen Tonnen davon wurden exportiert. Der Agrarsektor macht laut Weltbank etwa 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Ukraine aus. Weite Teile vor allem der Süd und Zentralukraine sind mit humusreichen und tiefgründigen Schwarzerde Böden ausgestattet. Zusammen mit einem günstigen Klima ermöglichen sie eine reichhaltige Ernte.
Die Ukraine war schon in der Sowjetunion einer der wesentlichen Versorger mit Getreidevorräten. Schon aus diesem Zusammenhang heraus, dass die ukrainischen Schwarz Erde Böden so gehaltvoll sind, kam die Ukraine schon ganz stark zum Arbeiten beim sogenannten Holodomor, also bei der großen Hungersnot 1932/33. Verantwortlich war dafür Diktator Josef Stalin, der zuvor die Zwangskollektivierung der ukrainischen Landwirtschaft brutal vorangetrieben hatte. Diese tragische Erfahrung war dann dementsprechend für die nationale Identität sowie speziell für das Selbstverständnis der Landwirte in der Ukraine von zentraler Bedeutung.
Im jetzigen Krieg kämpfen zahlreiche ukrainische Bauern an der Front gegen Russland. Das sorgt wiederum für Personalmangel auf den Feldern. Hinzu kommen blockierte Transportwege im ganzen Land, die den wirtschaftlichen Kreislauf erschweren.
Das Land verwende nur einen Bruchteil der Getreideernten für den Eigenbedarf. Es wird aber prognostiziert, dass die Ukraine sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr Weizen und Mais nur für den Binnenkonsum produzieren kann und als Exporteur ausfalle.
Neben gravierenden Folgen für den Weltmarkt sei dies auch für die ukrainische Wirtschaft fatal. Das Ausmaß der ökonomischen Schäden hänge dabei maßgeblich vom Verlauf des Krieges ab.
Wir haben ja zurzeit das Problem, dass ukrainische Hafenstädte entweder besetzt sind oder unter Beschuss stehen, wie Mikolajiw oder jetzt neuerlich Odessa. 60 Prozent des Exportes landwirtschaftlicher Produkte der Ukraine werden über das Meer abgewickelt. Für die Ukraine ist hier ein Riesenproblem entstanden.
